Portrait: 1. Mitarbeiter Franz Keiser       1972 - 1997



1. Betriebsleiter Franz Keiser
Franz Keiser

Mitarbeiter Franz Keiser
am 09.05.1974


Vorname Name

  • Franz Keiser

  *   Geburtstag, Monat, Jahr:     †   Todestag, Monat, Jahr:

  •   *   Samstag, 24. September 1932   ⇒   †   Freitag, 28. März 2014

PLZ Wohnort:

  • 8853 Lachen SZ

Erlernter Beruf:

  • Maschinen Mechaniker:   ⇒   1990 - 1993

Berufliche Weiterbildung:

  •  

Berufliche Laufbahn:

  • Leiter Servicezentrale:   ⇒   Firma Hoval AG

Mitarbeiter ARA Untermarch von:

  • 26 Jahre Mitarbeiter ARA Untermarch

  • Montag, 3. Juli 1972   ⇒   Dienstag, 30. September 1997

Verdienste im Betrieb:

  • Arbeits Jubiläum:   ⇒   25 Jahre ARA Untermarch

  • Pensionierung:   ⇒   Dienstag, 30. September 1997

Funktionen im Betrieb:

  • Mitarbeiter ARA:   ⇒   während der Bauphase:  1972 - 1973

  • Betriebsleiter ARA:   ⇒   1973 - 1997

Weiterbildung im Betrieb:

  • Ausbildung VSA:  ⇒ A1 - A7 ⇒ 1972 - 1976

  • Klärmeister VSA:   ⇒   1976

  • Weiterbildung VSA:   ⇒   W01 - W07 ⇒ 1978 - 1986

Freizeit + Vereine:

  • 1950 - 1975 Aktiv Mitglied Musikverein Wangen

Freizeit + Hobby:

  • Modell Eisenbahn Anlage Spur N

  • Reisen mit seinem Wohnmobil

  • Pfeifenraucher

Interview Franz Keiser:   Betriebsleiter ARA Untermarch   1972 - 1997

Mit Franz Keiser sprach am 24.September 1997 Vincenco Capodici vom March Anzeiger

Herr Keiser, Ende September 1997 gehen Sie in Pension. Wie fühlen Sie sich?

Sehr gut, danke. Ich freue mich «schaurig» auf diesen neuen Lebensabschnitt. Endlich kann ich mich voll und ganz auf meine Hobbys konzentrieren. Ausserdem kann ich mich mehr meinen Grosskindern widmen.

Sie gehören also nicht zu jenen Leuten, für die ein Leben ohne Arbeit nicht mehr lebenswert ist?

Ganz bestimmt nicht. Ich habe mich frühzeitig mit der Pensionierung befasst. Ich habe zum Beispiel das Buch «Leben nach 60» gelesen. Darin stand unter anderem, dass man Hobbys haben muss. Mir war schon früh klar; dass ich mich auf die Pensionierung freuen kann. Mit meiner Modelleisenbahn und dem Reisen habe ich ja Hobbys, die mir eine Menge Vergnügen bereiten. Ich werde sicher nicht in Depressionen verfallen, und langweilig wird es mir auch nicht. Am Dienstag habe ich meinen letzten Arbeitstag, am Mittwoch verreise ich mit meinem Wohnmobil ins Tessin.

Sie haben 25 Jahre als Klärmeister bei der ARA Untermarch gearbeitet. Werden Sie «Ihre» Kläranlage nicht vermissen?

Nein, das glaube ich nicht. Ich kann abschalten, das weiss ich. Zudem kann ich die Kläranlage im Wissen verlassen, dass mit Josef Vogt, der bereits seit 23 Jahren bei der ARA tätig ist, ein hervorragender Mann als Nachfolger zur Verfügung steht.

Was wünschen Sie Ihrem Nachfolger?

Dass er genau so viel Glück hat wie ich während meiner 25jährigen Tätigkeit in der Kläranlage.

Worin bestand denn dieses Glück?

In all den Jahren hatten wir nie gravierende Störfälle zu vermelden, auch keine ernsthaften Unfälle - das ist für mich die grösste Genugtuung in meiner Arbeit. Zudem stimmte das Umfeld in jeder Hinsicht.

Ihre Arbeit hat auch sehr unappetitliche Seiten, zum Beispiel die Entsorgung der Fäkalien. Hatten Sie nie Mühe damit?

Nein, man gewöhnt sich schliesslich daran. Das A und O meiner Arbeit ist Hygiene und Sauberkeit. Das ist das beste Mittel gegen all den Dreck.

Klärmeister ist kein gewöhnlicher Job. Wie sind Sie überhaupt dazu gekommen?

Anfangs der 1970er Jahre war ich als Monteur in der öl- und Gasfeuerungsbranche tätig. Ich war ständig unterwegs, das war mit viel Stress verbunden. Auch deswegen wollte ich mich beruflich neu orientieren. Als Monteur erledigte ich öfters Arbeiten in Kläranlagen; dabei stellte ich fest, dass Angestellte von Kläranlagen zufriedene Leute sind. Da habe ich mir gedacht: Das wäre auch ein Job für mich. Ich bewarb mich bei der ARA Untermarch, und wurde gleich angestellt.

Weshalb sind Kläranlagenangestellte die zufriedenen Berufsleute?

Das liegt wohl an den Arbeitsbedingungen. Das selbstständige Arbeiten erhöht die Zufriedenheit, ebenso die familiäre Atmosphäre in einem kleinen Team. In meinem Fall kam dazu, dass die Zusammenarbeit mit den anderen Kläranlagen und den Behörden immer bestens funktionierte. Wenn man unter diesen Voraussetzungen arbeiten kann, dann ist es herrlich.

In der Kläranlage haben Sie offensichtlich Ihr Glück gefunden. Was hat die Bevölkerung der Kläranlage zu verdanken?

Sehr, sehr viel. Ohne Kläranlage würden wir im Dreck ertrinken, ja wir wären darin schon längst ertrunken. Die Umwelt, insbesondere die Seen wären längst kaputt. Das kann man nicht genug betonen. Für mich ist es ein grosser «Ufsteller», in welch gutem Zustand der Zürichsee heute ist. Die Fischbestände haben wieder zugenommen, die Wasserqualität ist absolut in Ordnung. Unsere Laborergebnisse zeigen, dass die Grenzwerte des gereinigten Abwassers, vor allem die erlaubten Phosphatwerte, problemlos unterschritten werden können.

Das ist erfreulich. Probleme stellen sich allerdings mit der zunehmenden Abwassermenge. Muss die Kläranlage nicht bald ausgebaut werden?

Im Moment genügen die bestehenden Kapazitäten. Dennoch wird über einen Ausbau laut nachgedacht: Zu diesem heiklen Thema laufen in der Betriebskommission bereits Diskussionen, zudem sind erste Studien erstellt worden. Alles ist im Fluss, entschieden ist aber noch gar nichts. Man muss vor allem eines sehen: Die Zeiten der Subventionen sind vorbei; das war noch anders, als die Kläranlage vor 25 Jahren gebaut wurde. Die finanzielle Frage erschwert die Diskussion um einen allfälligen Ausbau. Wer soll das bezahlen?

Die Kosten für die Abwasserentsorgung nehmen jetzt schon laufend zu.

Die Kläranlage muss letztlich selbsttragend wirtschaften. Wenn die Kosten wegen Erneuerung und Unterhalt der bestehenden Anlagen oder wegen Einhaltung strengerer Anforderungen des Umweltschutzes steigen, was durchaus denkbar ist, kann das Abwasserwesen praktisch nur über die Erhöhung Trinkwassergebühren finanziert werden. Wenn wir sauberes Wasser wollen, hat die eben seinen Preis. Das muss man akzeptieren.

Zurück zum Problem der zunehmenden Abwassermenge: Dies hat auch zur Folge, dass mehr Schlamm entsorgt werden muss?

Die Schlammentsorgung ist zweifellos das grösste Problem, weil es sehr kostenintensiv ist. Der Klärschlamm wird für teures Geld hygienisiert und entwässert, und er muss für noch teures Geld entsorgt werden, das heisst der Schlamm wird in der KVA Niederurnen verbrannt. In diesem Jahr haben wir bereits 1000 Tonnen Schlamm verbrennen lassen, pro Tonne müssen wir 285 Franken aufwenden. Klärschlamm zu verbrennen ist eigentlich eine Idiotie, weil er idealer Weise als Dünger in den natürlichen Kreislauf gelangen sollte. Derzeit wird 50% des Schlammes verbrannt, dieser Anteil wir leider noch weiter zunehmen. Die Bauern nehmen uns immer weniger Schlamm ab.

Sind also die Bauern wieder einmal die Sündenböcke?

Nein ich gebe nicht den Bauern die Schuld, keinesfalls. Die Tatsache, dass weniger Schlamm landwirtschaftlich verwertet wird, ist die Folge neuer Rahmenbedingungen. Seit die integrierte Produktion (IP) in der Landwirtschaft angewendet wird, kann jeder Bauer nur eine bestimmte Menge Schlamm verwenden. Dazu gibt es klare Vorschriften und Düngerberater die darüber wachen. Vor der Einführung der integrierten Produktion war die Situation auch nicht befriedigend. Es bestand immer die Gefahr der überdüngung, wodurch übermässig viel Phosphat in das Grundwasser gelangt. Mehr Dünger oder weniger Dünger - ich kann beide Standpunkte verstehen.

Sehen Sie gar keinen Ausweg aus diesem Dilemma?

Das Schlammkontingent wird nicht von allen Bauern voll ausgeschöpft. An diese Bauern richtet sich mein Vorschlag: Sie sollten möglichst viel Schlamm als Dünger verwenden.

In der Kläranlage muss nicht nur der Schlamm entsorgt werden, sondern auch das Rechengut, das heisst all die sperrigen Stoffe, die das Abwasser anschwemmt. Stimmt die Vermutung, dass die Rechengutmenge zugenommen hat, seit die Sackgebühr eingeführt worden ist?

Das stimmt. Die Sackgebühr hat die Rechengutmenge erhöht. Seit es sie gibt, müssen wir mehr Abfall wie Teigwarenreste und Salate oder Windeln und Binden aus dem Abwasser entfernen. Soweit der Abfall organisch abbaubar ist, geht es ja noch. Problematischer ist der restliche Abfall, der zusätzlich als Rechengut anfällt und weitere Entsorgungskosten verursacht. Die Kosten für die Rechengutentsorgung sind gestiegen, dank des Wägesystems sind sie immerhin gerechter. Fazit: Die Sackgebühr hat ein neues Problem verursacht, gravierend ist es allerdings nicht. Die Schlammentsorgung ist der weitaus grössere Kostenfaktor.

Trotzdem: Es ist bedenklich, dass wieder mehr Leute den Abfall über das WC entsorgen. Was kann man dagegen tun?

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Leute, die der Kläranlage einen Besuch abgestattet haben, sich danach umweltbewusster verhalten. Wer schon einmal hier war, der weiss, worum es geht. Besonders eindrücklich ist ein Rundgang im Rechengebäude, wo man sehen und vor allem riechen kann, was für Dreck angeschwemmt wird.

Haben Sie als abtretender Klärwerksmeister noch einen letzten Appell an die Bevölkerung?

Es wäre schön wenn sich die Bürgerinnen und Bürger mehr dafür interessieren würden, was mit ihrem Geld in der Kläranlage überhaupt gemacht wird. Es darf einfach nicht sein, dass man den WC-Deckel zuklappt und sich danach kein bisschen um die Abwasserproblematik kümmert.